Bekommen Sie gerne Post? Schreiben Sie gerne? Wenn Ja, von wem möchten Sie gerne Post erhalten und wem schreiben Sie gerne zurück? Schreiben Sie Briefe oder gar aus Ihren Ferien noch Postkarten? Diese sind allerdings bald nur noch schwer erhältlich, denn «kein normaler Mensch schreibt heutzutage noch von Hand eine Ansichtskarte» erklärte mir eine Kiosk-Mitarbeiterin im Bündnerland.
Noch selten habe ich mich danach «gestriger» gefühlt. Nicht mehr «in» und nur noch alt. Trotzdem, ich bekomme überaus gerne Postkarten, gerne auch welche aus älterem Fundus, die irgendjemand in einer Schublade gefunden hat. Denn da liegen sie noch manchmal, bis sie endgültig im Altpapier landen. Aber darüber wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Sondern darüber, dass unser Briefkasten seit Tagen voll ist mit Briefen. Mit Spendenaufrufen.
Heute waren es, ich übertreibe ganz und gar nicht, ganze neun Couverts. Auf dass wir unseren Herzen einen Ruck geben mögen, die Ärmsten der Armen zu unterstützen. Damit wir das lieber tun, erhalten wir beispielsweise Kalender (ich besitze mittlerweile vier Exemplare), Engelchen aus Filz, eine CD mit Weihnachtsliedern – dieselbe wie letztes Jahr schon? Dann Kärtchen mit schnusigen Tierlein darauf, Untersetzer für wasweissdennich, Strohsterne und so weiter und so fort.
Einen sinnvollen Verwendungszweck habe ich dafür meistens nicht. Ich kann behaupten, dass ich viel, dies immer im Rahmen meiner finanziellen Möglichkeiten, und gerne spende. Ich weiss, dass die Welt in einem gelinde gesagt lausigen Zustand ist und wenn ich etwas dagegen tun kann, dann tue ich das gerne und mit Überzeugung. Ich überweise also Geld für die Flüchtlinge und Hungernden überall, für die Tiere, denen es in etwa gleich ergeht wie vielen Menschen: Schlecht.
Aber ich kann nicht jeder Organisation etwas spenden. Manchmal denke ich mir auch, dass ich noch viel freudiger und aus vollem Herzen geben würde, wenn ich nicht jeden Tag einen Bettelbrief nach dem anderen öffnen müsste und dabei feststellte, dass dieselbe Organisation je ein Couvert an mich als auch an meinen Mann gesendet hat.
Also nichts wie ans Telefon und darum bitten, dass ein Schreiben an denselben Namen unter derselben Adresse vollkommen genügte, da Papier ein rares Gut ist. Die Frau am Telefon ist nett und nimmt es zur Kenntnis. Ein paar Tage später dann schneien wieder zwei Couverts ins Haus, dieses Mal erspare ich mir einen Telefonanruf.
Trotzdem: Weihnachten kommt bald und ich überlege mir, wem wieviel und wohin meine Spenden gehen sollen. Und heute kam Post von «Brot für alle» von Heks, da kann ich Hilfe schenken. Was ich tun werde, natürlich. Ich werde gerne «Grosses im Kleinen» bewirken, wie es da geschrieben steht. Im Angebot dort finden sich Tretnähmaschinen, Wolldecken, Moringabäume, Wasserfilter, aber auch Papageien, Schweine, Enten und Ziegen. Also werde ich meinen Liebsten auf ihren Namen vielleicht einen Papagei schenken und darauf hoffen, dass sie dieses Geschenk nicht allzu persönlich nehmen.
Oder eben doch lieber ein paar Hühner. Die sind unverfänglicher. Letzlich ist es egal, welche Organisationen Sie persönlich für unterstützungswürdig halten. Hauptsache, Sie helfen, Sie spenden und wenn Ihnen die riesige Flut an Bettelbriefen auch zu viel wird, dann greifen Sie eben auch zum Telefon. Nützen tut es wahrscheinlich gar nichts.
Und dann ist ja noch WM. Fussball. In Katar: Für jede Halbzeit, die ich im TV schaue, bezahle ich einen Fünfliber, für jeden Match über die ganzen neunzig Minuten zehn Franken. Und die spende ich dann.