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Klein und Gross in einer Schulstube

Blick ins Klassenzimmer

In der Gesamtschule Lindental sitzen die Kinder seit 300 Jahren von der ersten bis zur neunten Klasse zusammen im gleichen Klassenzimmer. Kürzlich öffnete Schulleiter André Schibli die Tür für die Bevölkerung.

Es ist morgens kurz vor halb acht. Nach und nach trudeln die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe beim Schulhaus Lindental ein. Teilpensenlehrer Simon Hörler macht alles bereit für den Unterricht. Das Klassenzimmer strahlt dank des Holztäfers viel Wärme und Gemütlichkeit aus, eine Schulstube im wahrsten Sinn des Wortes. Auf dem Stundenplan steht Englisch. Dementsprechend begrüsst Lehrer Hörler die Klasse mit «Good Morning, how do you do»? Eine Schulglocke, welche zu Beginn und am Schluss der einzelnen Lektionen schrillt, gibt es im Lindental offensichtlich keine. Die Kinder der Unterstufe können an diesem Morgen etwas länger schlafen; ihr Unterricht beginnt erst um halb neun. 

20 statt 50 Kinder
Natürlich habe sich im Verlaufe der vergangenen drei Jahrhunderte vor allem bezüglich des Unterrichts und der Klassengrösse viel verändert, erklärt Lehrer Schibli. «Früher sassen bis zu 50 Schüler im Zimmer, heute sind es rund 20.» Ausserdem hätten offene Arbeitsformen das damals übliche Abschreiben von der Wandtafel längst abgelöst. In Jahrgangsklassen wäre er wohl nie glücklich geworden, so André Schibli.  «Deshalb hatte ich in den vergangenen 23 Jahren auch nie das Bedürfnis, die Stelle zu wechseln.»

Grosser Zeitaufwand
Die grösste Freude als Lehrer beim Unterrichten an einer Gesamtschule würden ihm die Schüler bereiten. «Es erfüllt mich enorm, diese während neun Jahren in allen Phasen des Schullebens begleiten zu dürfen. So war ich auch immer erfreut zu sehen, wie die Kinder nach der Schulzeit ihre Wege gingen. Und ich war jedes Mal traurig, wenn ich eine all dieser besonderen Persönlichkeiten ‹hergeben› musste.» Natürlich sei der Zeitaufwand in den vergangenen drei Jahrzehnten für ihn sehr gross gewesen, um den Bedürfnissen der einzelnen Kinder gerecht zu werden. «Ich konnte mich in keinem Moment entspannen, ohne an die Schule zu denken.»

«Die grösste Freude als Lehrer bereiten mir die Kinder.»

André Schibli

Als Person gestärkt
Fehlt aber in einer Gesamtschule nicht die Konkurrenzsituation zwischen Gleichaltrigen und damit ein gesunder Leistungsdruck? «Nein», sagt André Schibli, «auch bei uns wollen die Kinder den leistungsstarken Klassenkameraden nacheifern und mindestens so gut werden wie sie.» Nur werde diese Konkurrenz nicht als solche empfunden, da die Schüler beim Älterwerden automatisch in neue Rollen schlüpften, sich Kompetenzen aneigneten und Verantwortung übernähmen. «Auf diese Weise werden sie als Person wie auch in ihrem Wert gesteigert.»

Acht Klassen besetzt
Zurzeit unterrichtet André Schibli in der Gesamtschule Lindental 21 Kinder. Unterstützt wird er dabei von zwei Lehrkräften mit grossen sowie deren drei mit kleinen Pensen. Nicht besetzt ist einzig die zweite Klasse. Bezüglich Schulanlässen steht heuer noch der Quartalsabend auf dem Programm, welcher gemeinsam mit Eltern, Freunden und Bekannten gefeiert wird.

Erika Pulfer-Bill

Der Verein
Erhaltung, Bekanntmachung und Förderung der Gesamtschule Lindental: So lautet der Zweck des Vereins Pro Gesamtschule Lindental. Dieser will mit seinen Aktivitäten das Verständnis für die Besonderheiten der Gesamtschule bei der Bevölkerung und den Behörden fördern und mit dem Erhalt der Wahlmöglichkeit für dieses Schulmodell die Attraktivität der Gemeinde Vechigen als ein Ort fürs Leben stärken.

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