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Die Menschen kämpfen für Stella

Möchte ihre Ausbildung fortsetzen: Teenagerin Stella G.

Nach einem negativen Asylentscheid musste Stella *G. letzten September ihre Lehre in einem Alters- und Pflegeheim in Ittigen abbrechen. Trotz grossem Medienecho und Entrüstung in der Bevölkerung bleibt die Situation von Stella unverändert. Nun haben ehemalige Arbeitskolleg:innen eine Petition lanciert.

Wir treffen Stella auf der Terrasse ihres ehemaligen Arbeitgebers, dem Senevita Aespliz in Ittigen. Hier im Alters- und Pflegeheim, hatte die junge Frau eine 1-jährige Vorlehre absolviert und letztes Jahr ihre Lehre als Assistentin Gesundheit und Soziales begonnen. Mit ihrer kommunikativen, lebensfrohen Art eroberte sie die Herzen der Bewohnenden im Sturm und war bei den Mitarbeitenden mit ihrer freundlichen, engagierten Art ebenfalls sehr beliebt. Doch dann kam letzten September der Schock. Stella, die als 12-Jährige mit ihrer Mutter und Schwester als Angehörige eines russischen Oppositionellen aufgrund massiver Drohungen und Gewalt in die Schweiz geflüchtet war, erhielt einen negativen Asylentscheid.

Plötzlich ist nichts mehr wie es war
Von einem Tag auf den anderen verwandelte sich das Leben der Teenagerin in eine Art Endlos-
Warteschlaufe. Die damals 17-Jährige musste ihre Lehre als Assistentin Gesundheit und Soziales abbrechen und die Familienwohnung in Bümpliz gegen ein kleines Familienzimmer im Rückkehrzentrum Aarwangen eintauschen.

«Ich habe Angst. Und ja, ich bin auch wütend. Aber die Hoffnung ist noch da.»

Stella G.

Darauf angesprochen, wie ihr Alltag im Rückkehrzentrum aussehe, berichtet Stella mit belegter Stimme von ihrem neuen Leben ohne Perspektive. Handy, Essen, etwas Körperpflege, Essen, Handy. Ein Tag folgt dem nächsten, eine Planung für die Zukunft gibt es an diesem Ort nicht. Eine Beschäftigung im Rückkehrzentrum ist explizit nicht vorgesehen, jegliches Nachgehen einer Ausbildung oder Arbeit nach der abgeschlossenen, obligatorischen Schulzeit verboten.

Stella fehlt
Da Stella von Gesetzes wegen nicht mehr mitarbeiten darf, kommt sie, wann immer möglich, als Besucherin nach Ittigen und verbringt Zeit mit den Bewohnenden an ihrem alten Arbeitsplatz. Im Senevita Aesplitz wäre man nach wie vor überaus froh, wenn Stella ihre Ausbildung fortsetzen dürfte, denn neben dem menschlichen Aspekt, einem jungen Menschen die Ausbildung verwehren zu müssen, fehlt hier Stella als angehende Pflegefachkraft, die fleissig und motiviert mit anpackt.

Petition lanciert
Eigentlich hat das Parlament letzten Dezember entschieden, dass Lernende mit einem nega-
tiven Asylentscheid ihre Ausbildung abschliessen dürfen. Bis das Gesetz umgesetzt ist, kann es aber gut und gerne zwei Jahre dauern. Für Jugendliche wie Stella wäre dringend eine pragma-
tische Übergangslösung gefragt. Stellas Umfeld in Ittigen hat genug gewartet und eine Petition lanciert. Darin wird von den
zuständigen Behörden verlangt, dass die 18-Jährige ihre Ausbildung fortsetzen darf und dass das Asylverfahren erneut aufgerollt wird. Innerhalb einer Woche sind bereits mehrere hundert Unterschriften eingegangen. 

Corinne Fischer

Infobox

Weitere Informationen zum Asylverfahren von Stella und ihrer Familie und zur Petition: act.campax.org/petitions/gerechtigkeit-fur-stella-g

*Der Name ist der Redaktion bekannt, wird jedoch aus Schutzgründen nicht vollständig publiziert.
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