Michael Kipfer bei der offiziellen Siegerehrung, gemeinsam mit Jury-Präsidentin Madeleine Kaufmann und Bio Suisse Präsident Urs Brändli (Fotos: Christa Minder)
Mit viel Innovationskraft, Leidenschaft und Berufsstolz bewirtschaftet Michael Kipfer seine Böden mit einer Kombination aus Pflanzenkohle, Bodenschonung und Dammkultur. Für seine Arbeit durfte er nun den renommierten Grand Prix Bio Suisse entgegennehmen.
Oben auf dem Ferenberg inmitten schönster Natur ist mit Michael Kipfer einer der innovativsten Bio-Landwirte zuhause. Mit seinem Betrieb, dem Biohofacker, zeigt er, wie eine nachhaltige Landwirtschaft funktioniert und wie Bio-Äcker auch an Hanglage und bei zunehmend erschwerten Wetterbedingungen für die Zukunft fit gemacht werden können. Nun wurde die Pionierarbeit des
Worblentaler Bio-Landwirts, der 2013 den Bio-Betrieb mit Mutterkuhhaltung von seinem Vater übernahm, mit dem Grand Prix Bio Suisse 2025 ausgezeichnet.
Pionierarbeit
Bei einer Führung über seinen Hof erzählt Michael Kipfer, dass er schon seit Jahren mit regenerativer Landwirtschaft experimentiert. Zuerst erging es ihm allerdings wie vielen Pionieren: er scheiterte. Von Rückschlägen liess sich der begeisterte Bio-Landwirt und gelernte Zimmermann jedoch nicht unterkriegen. Mit Unterstützung weiterer innovativer Köpfe entwickelte er ein Konzept mit den drei Hauptsäulen Pflanzenkohle, Hofdüngeraufbereitung und Dammkultur und zeigt damit, dass es gelingen kann, mit regenerativer Landwirtschaft befriedigende Erträge, auch unter erschwerten klimatischen und geografischen Bedingungen zu erwirtschaften.
Pflanzenkohle
Seit fünf Jahren ist auf dem Biohofacker eine Pyrolyseheizung, ein Prototyp «PyroFarm» der Firma Pyronet, im Einsatz. Sie produziert Pflanzenkohle. Dadurch werden die Böden verbessert und gleichzeitig die vier betriebseigenen Wohnungen klimapositiv beheizt. Da der Prototyp noch manuellen Bedienungsaufwand benötigt, wird er Anfang 2026 durch das Folgemodell «PyroHeat 50H» ersetzt, welches neu vollautomatisch und breit modulierend mit 50 kW Heizleistung betrieben werden kann. «Somit wissen wir auch schon, wie wir das Preisgeld investieren» schmunzelt Michael Kipfer in Anspielung auf den gewonnenen, mit 10’000 Franken dotierten Grand Prix Bio Suisse.
«Das Projekt des Biohofackers, das über den Tellerrand hinausblickt, bestehende Strukturen hinterfragt und zukunftsfähige Wege aufzeigt, hat die Fachjury von Bio Suisse begeistert.»
Hofdüngeraufbereitung für gesunden Boden
Die Pflanzenkohle wird nicht erst auf dem Feld, sondern bereits im Stall ausgestreut. Dadurch haben sich gemäss Michael Kipfer das Stallklima und die Tiergesundheit gebessert und analog dazu die Tierarztkosten reduziert. Ausserdem setzen Mist und Gülle keine üblen Gerüche mehr frei, was Bauer und Besucher gleichermassen freut. Durch die Aufbereitung der Gülle sowie der anaeroben Verrottung des Mists, sogenanntem Bokashi, durch den Einsatz von EM-Mikroorganismen, Pflanzenkohle und Gesteinsmehl, wird ein nachhaltiger Beitrag zur Verbesserung der Krümelstruktur der Ackererde und der Erhöhung des Humusgehalts erwirkt.
Dammkultur
Ein weiterer Teil des innovativen Konzepts besteht aus der Dammkultur. Seit zwei Jahren setzt der 40-jährige Bio-Landwirt mit ei-ner Dammkulturmaschine von Rohrbachtechnik auf regenerative Landwirtschaft und begrünt seine Äcker konsequent mit Gründüngungen und Untersaaten. Die Dammkulturmaschine ist eine Spezialmaschine, die extrem vielseitig einsetzbar und wandelbar ist. Sie wird auf die individuellen Bedürfnisse des Bauern angepasst und kann zum Dämme formen, zum Säen aber auch zum Hacken jeweils umgebaut werden. Dank der ausgeklügelten Technik können auch steinige, in Hanglage befindliche Äcker bearbeitet werden. Zudem schützt die Dammkultur davor, dass die Erde abgeschwemmt wird.
Experten und Jury überzeugt
Wie wirksam das 3-Säulen-Konzept von Michael Kipfer ist, zeigt sich an einer Spatenprobe von einem konventionell bewirtschafteten Acker und einem Acker von Michael Kipfer, der seit zwei Jahren mit den oben genannten Anbautechniken bewirtschaftet wird. Fachexperte Simon Jöhr vom Inforama bestätigt die Unterschiede anhand der beiden Proben.
Das Projekt des Biohofackers, das über den Tellerrand hinausblickt, bestehende Strukturen hinterfragt und zukunftsfähige Wege aufzeigt, hat die Fachjury von Bio Suisse begeistert. Ebenso gefällt, dass Michael Kipfer sein erlangtes Wissen mit anderen teilt und jährlich an dutzenden Betriebsführungen anschaulich weitergibt. Entsprechend geht der Schweizer Förderpreis «Grand Prix Bio Suisse» 2025 verdient auf den Ferenberg.
Zufriedener Landwirt
Michael Kipfer sieht sich durch den Gewinn des Grand Prix auf seinem Weg bestätigt: «Als Bio-Landwirt will ich gesunde Lebensmittel produzieren und dabei unsere Böden so nachhaltig wie möglich bewirtschaften. Einfach ist es nicht, aber es fägt!».
Corinne Fischer
Regenerative Landwirtschaft – kurz erklärt
Regenerative Landwirtschaft zielt darauf ab, die Bodengesundheit, Biodiversität und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens zu verbessern und degradierte Ökosysteme wiederherzustellen. Sie basiert auf dem Prinzip, die Bodenfruchtbarkeit durch natürliche Prozesse zu steigern, anstatt sie chemisch zu nutzen, um ein widerstandsfähigeres Ökosystem zu schaffen. Regenerative Landwirtschaft fördert konsequent die Symbiose von Pflanzen und Bodenbiologie, baut Humus auf und verbessert die Bodenfruchtbarkeit. Sie schliesst die lokalen Nährstoff- und Wasserkreisläufe und bindet auch die Produktionsflächen wieder in das lokale Ökosystem ein. Regenerative Landwirtschaft ist ein Prozess hin zu ganzheitlicher, naturnaher und nachhaltiger Lebensmittelproduktion.