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Bald werden die Schuhe an den Nagel gehängt

Peter Aeschlimann in der Werkstatt

Über 50 Jahre haben die Aeschlimann-Brüder ihre Schuhmacherei in Ostermundigen betrieben. Ende Jahr gehen die beiden in Pension. Ob der Werkstattschlüssel Ende Dezember in neue Hände übergeht, ist offen.

Weit über die Gemeindegrenze hinaus sind Werner und Peter Aeschlimann für ihr Handwerk bekannt. Unter dem Namen Express-Sohlerei Gebrüder Aeschlimann haben sie ganze Berge von Schuhen und Sportutensilien wieder fit gemacht.

Die Anfänge
Begonnen hat alles, als Werner, der Ältere der beiden Aeschlimanns, einen Wochenplatz beim früheren Eigentümer der Express-Sohlerei ergatterte, wo er nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit auch seine Lehre zum Schuhmacher absolvierte. Später nahm im selben Betrieb auch sein jüngerer Bruder Peter die Schusterlehre in Angriff. Nie hätten die beiden gedacht, dass sie das Geschäft später übernehmen und ihre ganze berufliche Laufbahn hier verbringen würden.

Beruf im Wandel
In den 70er und 80er Jahren liess sich gutes Geld mit der Reparatur von Sohlen und Absätzen verdienen. Als der ehemalige Lehrmeister den Brüdern 1983 das Angebot machte, den Laden zu übernehmen, überlegten es sich die zwei und sagten dann guter Dinge zu. «Wir dachten, dass das Geld, welches bei der Kasse reingeht, direkt in den eigenen Sack wandert», lacht Werner Aeschlimann, wenn er an damals zurückdenkt. Dass da aber noch einiges an Kosten anfallen sollte wie Materialien, Strom, AHV, usw. merkten sie allerdings rasch. Zu Beginn lief das Geschäft sehr gut. Express-Ketten setzten dem traditionellen Betrieben jedoch stark zu.

«Noch etwa bis Mitte November werden Reparaturen entgegengenommen und Ende Jahr wird die Schuster-Ära Aeschlimann Geschichte sein.»

Neue Nischen
Als 1990 die Hockey-WM in Bern und Freiburg stattfand, ergab es sich, dass der Organisator Handwerker suchte, die Reparaturen für Schlittschuhe und Zubehör vornehmen konnten – und zwar innert nützlicher Frist. Blitzartig sprach sich herum, dass die beiden Mundiger Schuhmacher sehr gut arbeiteten. Die Brüder erhielten schliesslich dermassen viele Aufträge, dass sie trotz Gratistickets keinen einzigen WM-Match sahen und bis tief in die Nacht arbeiteten. Von da an waren die Aeschlimanns die Anlaufstelle schlechthin für zahlreiche Eishockeyspieler und Ausrüster. So zählten unter anderem die beiden Stars des HC Fribourg-Gottéron, Bykov und Chomutov, zur Stammkundschaft. Die Aufträge aus dem Hockey und auch Reparaturaufträge des Militärs bescherten einige Jahre einen soliden Geschäftsgang. Das Schuster-Duo konnte sich allerdings nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Die Auslagerung der Produktion der Ausrüster und des Militärs in Billiglohnländer machten die Neuware dermassen viel günstiger, dass man offenbar kaum mehr Auslagen für Reparaturen tätigen wollte.

Mit Fleiss und Innovationsgeist
Als die Einnahmen einbrachen, verdiente Werner mit Arbeiten auf dem Bau oder in einer Schreinerei dazu, um sich über Wasser zu halten. In dieser Zeit begannen die Brüder, Reparaturen für Bergschuh-Hersteller zu machen. Sie kauften Schuhe mit Fabrikationsfehlern auf, bereiteten diese auf und verkauften zu günstigen Preisen. Als Outdoor-Aktivitäten einen regelrechten Boom erlebten, hatten sich die beiden in der Branche bereits etabliert.

Schicksalsschlag
2010 erlitt Werner eine Netzhautablösung. Da die Augen präzise Handwerksarbeiten nicht mehr zuliessen, begann er, sich ausschliesslich auf den Verkauf zu fokussieren, denn ohne ihn hätte auch Bruder Peter nicht mehr im Laden bleiben wollen. Mit fachkundiger Beratung und der Möglichkeit, Anpassungen vornehmen zu können, laufen die Geschäfte seither wieder gut. Aber: es steckt viel Arbeit dahinter. 

Ende Jahr ist fertig
Werner Aeschlimann hätte sich bereits vor einem Jahr pensionieren lassen können, wollte jedoch noch auf seinen 1.5 Jahre jüngeren Bruder warten. Im Dezember ist es nun soweit. Dann gehen die zwei, die sich all die Jahre bestens ergänzten, ohne je auch nur
einen Streit gehabt zu haben, in Pension. Ob sich für das Geschäft eine Nachfolgelösung finden lässt, ist offen und allfällige Interessierte dürfen sich gerne bei den Brüdern melden. Wer nun nochmals von der gekonnten Beratung profitieren möchte oder sein Lieblingspaar Schuhe reparieren lassen will, sollte den Aeschlimanns bald einen Besuch abstatten. Noch etwa bis Mitte November werden Reparaturen entgegengenommen und Ende Jahr wird die Schuster-Ära Aeschlimann Geschichte sein.  

Corinne Fischer

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