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Ihr Bantiger Post Team

Aus Respekt vor der Natur

Aufregender Moment: gerettetes Rehkitz

Im Feld unterwegs und im Gespräch mit der Jägerin und dem Drohnenpilot wird klar: das Retten der Rehkitze geht alle etwas an! Was kann jeder tun? Und was wird bereits getan?

Dass Rehkitze ungefähr von Mitte April bis Mitte Juli ins Feld gesetzt werden, und sich bis zur dritten Lebenswoche bei Gefahr erstarrt zu Boden drücken, ist hinlänglich bekannt. Genau in dieser Zeit wird jedoch das Gras gemäht. Zum Festhalten: Kein Bauer will Wildtiere vermähen! Landwirte stehen auch gesetzlich in der Verantwortung, ihnen nicht zu schaden. Sie nehmen ihre Pflicht, die Rehkitze vor dem Heuen zu suchen und zu retten in Zusammenarbeit mit den örtlichen Jagdvereinen wahr. In der Region werden vom Jagd- und Wildschutzverein Hubertus Bern (Rayon II) schon seit über zwanzig Jahren «Bambies» gerettet. Die Rettungsaktionen bedingen viel Vorbereitung und Organisation, welche die Jäger:innen ehrenamtlich, und jüngst unterstützt von Drohnen mit Infrarotkameras wahrnehmen. Dank dem letztjährigen Aufruf der Bantiger Post erhielt der hiesige Jagd- und Wildschutzverein von einer Leserin eine Drohne geschenkt. In diesem Jahr ist das Team rund um den Bantiger nun mit drei Drohnenpiloten im Einsatz und rechnet damit, auch heuer gegen 50 Rehkitze vor dem sicheren Tod zu retten. «Im letzten Jahr leisteten wir dazu über 400 Stunden Aufwand – eine der Drohnen ist noch in Privatbesitz», hält die Jägerin und Vorsteherin des Vereins, Anna Barbara Hess fest.

«Jagen ist eine Passion und kein Hobby! Mit Freude an der Natur widmen wir uns ihrer Hege und Pflege.»

Anna Barbara Hess

So ein Einsatz beginnt am Feldrand, kurz vor acht Uhr. Drohnenpilot und Jäger Hermann Aegerter startet die Drohne und erreicht rasch die erforderte Höhe, von wo aus er das Feld überfliegt. Zuvor hat er daheim das Fluggerät mit den kartografischen Details gefüttert. Tatsächlich ist an jenem Morgen Ende Mai auch in dieser Wiese ein junges Reh versteckt und duckt sich. Aegerter zeigt es auf dem Bildschirm der Fernsteuerung. Es ist sehr berührend, zu sehen, mit wie viel Freude und Achtsamkeit sich Anna Barbara Hess auf den Weg macht, das Kleine mit einer speziellen Box zu bedecken und also vor dem Mäher zu schützen. Ich folge ihr mit pochendem Herzen. Aegerter lotst uns per Funk zu der Stelle. So nahe habe ich ein junges Reh noch nie zu Gesicht bekommen. Ganz aufgeregt und voller Ehrfurcht mache ich ein paar Bilder von ihm. Danach wird der Fundort für den Landwirt gekennzeichnet und man informiert ihn. Später mäht er mit drei Metern Sicherheitsabstand zur Box. Die Aktion wird von der Rehgeiss vom Waldrand her nervös beobachtet. Nach dem Mähen wird die Box über dem Rehlein entfernt, zumeist kurze Zeit danach sind die beiden wieder vereint und suchen sich eine neue temporäre Bleibe für die ersten Lebenswochen des Kitzes. Später durchstreifen sie ein Jahr lang gemeinsam die Wälder und Wiesen.

Wir sind Teil davon 
Die Natur steht heute von verschiedenen Seiten her unter enormem Druck. Etwa vom Wohnraum, also von den Siedlungen, die sich immer mehr ausdehnen und damit in die Gebiete der Wildtiere eindringen. Daneben üben die Landwirtschaft an und für sich, sowie Privatpersonen, die ihre Freizeit draussen in der Natur verbringen, grossen Druck auf sie aus. Wie fast immer gilt: Wenn alle mithelfen, ist viel getan.    

Barbara Marty

Infobox

Was können Landwirte tun?
– Zäune nach dem Weidegang entfernen
– Waldrand freilassen
– Hecken pflanzen
– Nicht alles auf einmal mähen
– Blühstreifen von vier Metern anlegen
– Blühende Wegränder stehen lassen

Was können Privatpersonen tun?
– Zum Spazieren, Biken oder Joggen Wege nicht verlassen
– Hunde während der Brut- und Setzzeit an Leine nehmen
– Kein abendlicher Aufenthalt am Waldrand
– Rehe brauchen Ruhe beim Austreten, um zu äsen

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