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Aufbruch in eine neue Zeit

Sie lebte bis 2017 und war zentral für die schweizerische Frauenbewegung: Marthe Gosteli.  

Das Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung – die Gosteli-Stiftung feiert am 20. August ihr 40 Jahre-Jubiläum. Die Institution lanciert am 19. August zudem eine Tagung – ein Blick auf beide Anlässe. 

Die Gosteli-Stiftung erlebt eine Art «Revival». Das Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung bricht in eine neue Ära auf. Dafür ausschlaggebend: Seit letztem Jahr ist die Stiftung offiziell eine Forschungseinrichtung von nationaler Bedeutung. Für die Institution gehen daraus eine neue Ausrichtung und neue Aufträge auf Forschungsebene hervor. Dank der finanziellen Beiträge von Bund und Kanton ist ihr Fortbestehen gesichert. In diesem Jahr blickt man zudem auf 40 Jahre Stiftungszeit. Mehr als ein Grund, um das Haus, seine Triebfedern und seine Gründerin zu feiern. Das Jubiläumsfest findet am Samstag, 20. August statt. Angesprochen ist ein breites Publikum: Benutzer:innen des Archivs, Übergeber:innen von Archivbeständen, Politiker:innen, Forschende, Bürger:innen der Gemeinde, Fans der auftretenden Künstler:innen und alle, die einen positiv bewegenden Nachmittag und Abend mit Information und Unterhaltung geniessen wollen. Der Anlass findet in der Gosteli-Stiftung und in ihrem Garten statt. Es werden zwischen 150 und 250 Leute erwartet. Das Gosteli-Team mit seinen neuen Co-Leiterinnen Simona Isler und Lina Gafner und die Projektleiterin Fabienne Amlinger sind in grosser Vorfreude. Als Historikerin, Geschlechterforscherin am IZFG der Universität Bern und dramaturgische Mitarbeiterin der Dampfzentrale Bern ist Fabienne Amlinger sowohl thematisch, als auch künstlerisch prädestiniert für das Projekt.  

Dranbleiben – weiterbewegen
Mit der neuen Ausrichtung ist man ab sofort enger an die Forschung gekoppelt. Daher lanciert die Gosteli-Stiftung am Freitag, 19. August an der Universität Bern eine öffentliche Tagung für Akademiker:innen und Interessierte. Der Anlass soll danach jährlich in Zusammenarbeit mit dem Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung IZFG stattfinden. Die Zusammenkunft trägt diesmal den Titel: «Staying with the Trouble – Frauengeschichte heute». «Weil», so ist Amlinger überzeugt: «es darum geht, dranzubleiben!» Dazu referieren namhafte Schweizer Forschende – unter ihnen: die Historikerin Prof. Dr. Caroline Arni. Über die Konferenz sagt Amlinger: «Die anwesenden Redner:innen werden sich in verschiedenen Gruppen spezifischen Fragen widmen, wie beispielsweise: Was ist ein Archiv? Wie kommt die Forschung da rein? Bewegung und Frauen – wie hängt das zusammen? Und was ist Frauengeschichte unter heutigen Gesichtspunkten?»

Grosses Jubiläumsfest
Am Jubiläumsfest vom Samstag, 20. August ist das Geburtshaus von Marthe Gosteli, die heutige Stiftung im Gut Altikofen für alle von 14 bis zirka 22 Uhr offen. Die verschiedenen Archivräume werden bespielt – etwa mit Fotografien, Textmaterial und Archiv-Auszügen, inklusive einem Kinderprogramm mit Theaterpädagogin im Garten. Im Dachstock sind Vorträge und ein Film zu sehen. Die Darbietungen unterstreichen den Einsatz und den Nutzen sowohl vom Archiv, als auch von der Forschungseinrichtung. So beschreibt etwa eine Theaterregisseurin, wie sie dank der Stiftung an Material gelangte, um ihr Stück zu schreiben. Forschende tragen ausserdem einige ihrer Erkenntnisse zum und aus dem Archiv vor.

Ab 18 Uhr läuft mehrmals der 90minütige Film von Stéphane Gaël «De la cuisine au parlament» in seiner Jubiläumsversion aus dem Jahr 2021. Zur Erinnerung: Die Schweizerinnen haben seit 1971 das Stimmrecht. Die zentrale Figur in der schweizerischen Frauenbewegung Marthe Gosteli kommt im Film ebenfalls vor. Der Streifen bietet einen vergnügten, ab und an nachdenklich stimmenden Einblick mit Tiefgang in den Kampf um das Frauenstimmrecht – der lange Weg der Schweizer Frauen von der Küche ins Parlament. 

Beim Wöschhüsli im Garten werden zudem die gefühlvoll editierten Gesprächsausschnitte mit der Frauenrechtlerin zu hören sein. Verantwortlich für die Audio-Edition ist die Berner Historikerin und ehemalige Archivarin der Uni Bern Franziska Rogger: Sie hat die Episoden und Anekdoten aus Gosteli’s Leben zu einem einzigartigen Hördokument zusammengefügt. Natürlich ist an der Feier auch für Essen und Trinken gesorgt, und mit Zelten wappnet man sich für allfällige Wetterkapriolen.

Die Berner Spoken-Word-Performerin Ariane von Graffenried ist Autorin und Theaterwissenschaftlerin. In ihrem Beitrag um 18 Uhr liest sie aus ihrem neuen Werk vor, in dem sie acht Frauen wortgewandt und pointiert porträtiert. Diese Texte sind teilweise aufgrund von Recherchen im Archiv zustande gekommen.

Um 19 Uhr tanzen 22 Mädchen und Frauen im Garten zu Themen wie: Frauenpower, Gemeinschaft und Selbstermächtigung. Für diese Choreografie zeichnet Lucía Baumgartner mit ihrer InFlux Dance Compagnie verantwortlich. Die Tanz-Performance wurde von ihr speziell für diese Feier erschaffen und mit den Frauen einstudiert.

Den Schlussakt um 20 Uhr bildet das Duo «The High Horse» mit der Mezzosopranistin Stephanie Szanto und dem Pianist Simon Bucher. Die Beiden interpretieren auf klassische Weise die triavialsten Hits aus der Popmusik der 80er und 90er Jahre – Musik in Form von edel-skurrilen Eigenkompositionen jenseits aller Grenzen.

Barbara Marty

www.gosteli-foundation.ch

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