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Auf einen Kaffee mit Gemeindepräsidentin Nadia Lützelschwab

Nadia Lützelschwab beim Kaffee mit der Bantiger Post

Bei den Gemeindewahlen 2024 konnte Nadia Lützelschwab die Vechiger Wählenden für sich mobilisieren und eroberte damit für die FDP das Präsidium. Anfang Januar ins neue Amt gestartet, ist es an der Zeit für eine erste Standortbestimmung.

Nadia Lützelschwab, seit Anfang Jahr sind Sie als Gemeindepräsidentin tätig. Sind Sie gut in Ihr neues Amt gestartet?
Ja, ich habe mich gut eingearbeitet und mir die Zeit genommen, mich mit den verschiedenen Themen vertraut zu machen aber auch mit den einzelnen Mitarbeitenden zu sprechen, um einen Überblick zu erhalten und zu sehen, wo welche Herausforderungen anstehen. Die Gemeinde ist nicht anders als eine Unternehmung: Es gilt in Bewegung zu bleiben und Veränderungen gegen vorne anzugehen. Stillstand ist Rückschritt und es gilt, fit zu bleiben für die Zukunft.

Welche Projekte beschäftigen Sie zurzeit besonders?
Mir ist es ein Anliegen, die Kommunikation deutlich zu verstärken. Die Bevölkerung soll via verschiedene Plattformen transparent informiert werden. Ausserdem wollen wir die Bevölkerung bei grösseren aber auch kleineren Bauprojekten künftig vorgängig besser über das Projekt und mögliche Einschränkungen informieren. Ein grösseres Projekt, das in diesem Zusammenhang ansteht, ist die Neugestaltung der Gemeindewebsite. Und dann wird uns ab diesem Sommer die Teilortsplanungsrevision beschäftigen, wobei es nicht um gröbere Veränderungen, sondern vielmehr um eine Feinjustierung der letzten Ortsplanungsrevision von 2014 geht. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nichts bringt, eine Revision auszuarbeiten, die von der Bevölkerung nicht mitgetragen wird. Daher werden wir den Prozess umdrehen und neu mit einer anonymisierten Bevölkerungsumfrage starten.

Die Gemeinde hat in den letzten Jahren einen regelrechten Bauboom erlebt. Vor kurzem wurde der 6000ste Bewohner willkommen geheissen. Wird Vechigen weiterwachsen?
Ein sanftes Wachstum mit innerer Verdichtung ist sinnvoll, jedoch wollen wir nicht in erster Linie mehr Land einzonen, sondern die Gemeindeinfrastruktur an die aktuellen Bedürfnisse anpassen. Seit der letzten Ortsplanungsrevision sind gut 10 Jahre vergangen. Wir befinden uns in einer schnelllebigen Zeit. Die Gesellschaftsstrukturen haben sich gewandelt. Bedürfnisse – sei es bezüglich Schulen, Kitas, Ferienbetreuung, Freizeitanlagen oder ÖV-Anbindung – ändern sich. 

«Stillstand ist Rückschritt und es gilt, fit zu bleiben für die Zukunft.»

Während Boll sich zu einem recht urbanen Ortsteil gemausert hat, sind andere Ortsteile wesentlich ländlicher geprägt. Wie gelingt es, die Bevölkerung zusammenzuhalten und ein WIR-Gefühl zu schaffen?
Den direkten Austausch mit der Bevölkerung erachte ich als zentral. Die Unterschiede
unserer Gemeinde bieten auch viele Chancen. Auf der einen Seite haben wir ein unglaublich schönes Naherholungsgebiet. Auf der anderen Seite verfügen wir in Boll über eine Infrastruktur mit Einkaufsmöglichkeiten, die auch für die ländlicheren Gebiete viele Vorteile mit sich bringt – eine WIN-WIN-Situation, auf die wir stolz sein dürfen und zu der es Sorge zu tragen gilt.

Mit Ihrem Amt haben Sie auch Altlasten übernommen. 2022 ist es zu einem Finanzskandal gekommen. Vechigens damaliger Finanzverwalter soll die Gemeinde Ittigen um 4 Millionen Franken geprellt haben. Bis heute steht ein Urteil aus. Wann ist mit einem Prozess zu rechnen?
Es sind neue Beweisanträge bei der Staatsanwaltschaft eingegangen, was weitere Abklärungen nach sich zieht. Wir hoffen auf einen baldigen Prozessbeginn, haben als Gemeinde jedoch keinen Einfluss darauf. Mit der Gemeinde Ittigen stehen wir in Kontakt. 

Ihr Mandat umfasst offiziell 50 Stellenprozent. Kann eine so grosse Gemeinde mit einem so kleinen Pensum überhaupt geführt werden oder ist da auch eine gute Portion Ehrenamt gefordert?
Aktuell arbeite ich nahezu 100 Prozent. Büroarbeit, Mails und Sitzungen sind der eine Teil, der andere Teil, der mir eben auch sehr wichtig ist, ist zu den Leuten, zu den Vereinen, den Gewerbetreibenden zu gehen und die verschiedenen Anliegen und Interessen zu kennen. Wenn man etwas nicht darf, ist es, an den Menschen vorbei zu politisieren.

Was gibt Ihnen Kraft, wie tanken Sie auf?
Quellen der Energie sind für mich die Spaziergänge mit unserem Hund Max, zu joggen und Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

2025 läuft in Vechigen so einiges. Verschiedene Jubiläen werden begangen und im September findet mit der Gewerbeausstellung VEGA ein grosser Event statt. Sind Sie eine «Festhütte»?
(lacht) Ich bin sicher nicht der Festerei abgeneigt. Unter Leuten fühle ich mich wohl und mir ist es eine grosse Ehre, in meiner Funktion an all diesen Anlässen teilzunehmen.

Wenn Sie gefragt werden, wo der schönste Ort in Ihrer Gemeinde liegt oder was Ihnen in Vechigen besonders gefällt, wie lautet Ihre Antwort?
Für mich sehr schön ist der Fahrniwald, dem Waldrand entlang zu spazieren mit der fantastischen Aussicht auf die Berner Alpen. Ein weiteres Lieblingsplätzchen befindet sich im Utzigewull. Ich mag dessen Ruhe, die spezielle Vegetation und die verwunschenen Trampelpfade.

Corinne Fischer

Zur Person
Nadia Lützelschwab wohnt seit 16 Jahren in Vechigen. Die 53-jährige FDP-Politikerin ist verheiratet, Mutter von zwei erwachsenen Kindern und im Ortsteil Obermoos/Oberfeld zu Hause. Seit Januar 2025 agiert die Juristin, Unternehmerin und erfahrene Politikerin als Vechigens Gemeindepräsidentin. 

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