Ilona Hannich mit dem Team Lütisburg (Pferd Acardi, weiss) Internationales Turnier in Ermelo (NL) (Foto: Matthias Bärtschi)
Ilona Hannich gehört zu den Weltbesten im Voltigieren. Die bevorstehende WM in Bern ist für die 29-jährige Bolligerin ein weiteres Highlight in ihrer an Höhepunkten reichen Karriere als Spitzensportlerin.
In den vergangenen Jahren zeigte Ilona Hannich immer wieder eindrücklich, zu welchen akrobatischen Leistungen auf dem Pferderücken sie fähig ist. Sie schaut denn auch zufrieden auf ihre zu Ende gehende Karriere zurück: «Ich bin ganz oben angekommen.» Auf ihrer «unglaublichen Reise» habe sie Dinge erreicht, «von denen ich damals, als ich als 15-Jährige der Bantiger Post zum ersten Mal Rede und Antwort stand, nur träumen konnte». Im folgenden Interview verrät die Bolligerin unter anderem, wie man «richtig» vom Pferd stürzt.
Ganz oben angekommen: Heisst das, eine Verbesserung ist nicht mehr möglich?
Ilona Hannich: «Nein, nein. Es gibt viele Dinge, an denen ich weiterarbeiten kann und die ich noch perfektionieren möchte. Nichtsdestotrotz kann ich heute sagen: Ich habe mich im Laufe der Jahre immer mehr zu jener Voltigiererin entwickelt, die ich immer sein wollte.»
Was gehörte rückblickend zu den Höhe- und Tiefpunkten Ihrer Karriere?
«Zu den absoluten Highlights gehört zweifellos die Teilnahme an der EM in Flyinge im Sommer 2023. Damals gewann ich gleich vier Medaillen und schaffte damit ein Ergebnis, welches vorher noch niemandem an einem Voltigier-Championat gelungen war. Tiefpunkte erlebte ich vor allem in Form von persönlichen Schicksalsschlägen, Verletzungen sowie Problemen mit dem Pferd. All diese Tiefpunkte hatten aber auch eine gute Seite, indem sie mich mental überaus stark machten.»
«Ich bin ganz oben angekommen.»
Ilona Hannich
Stürze vom Pferd sind beim Voltigieren offenbar unvermeidlich?
«Tatsächlich muss man auch lernen zu fallen oder auf jeden Fall richtig zu reagieren. Gerade wenn das Pferd mal erschrickt, können Stürze vorkommen. Da ist es oft besser, rechtzeitig kontrolliert vom Pferd zu springen; oder halt auf Risikoelemente zu verzichten.»
Zu Beginn Ihrer Karriere träumten Sie davon, einst an einer EM teilnehmen zu können.
«Es ist schon krass, wenn ich an den Traum von damals denke. Mein Wunsch hat sich mit fünf EM-, drei WM- sowie drei Weltcupfinal-Teilnahmen mehr als erfüllt. Und meine vierte WM findet in einer Woche in Bern statt.»
Ist Voltigieren nach wie vor eine Randsportart?
«Leider ja. Voltigieren hat sich jedoch weiterentwickelt, ist bekannter, grösser und professioneller geworden, was ebenfalls auf die Trainingsbedingungen zutrifft. Was sich nicht geändert hat, ist die Bedeutung der Pferde. Sie bleiben unsere wichtigsten Partner und ihr Wohl steht nach wie vor an oberster Stelle.»
Haben Sie deshalb trotz vielen Trainingsstunden noch zu 60 Prozent gearbeitet?
«Ja, zumindest bis im vergangenen Jahr, denn zu verdienen gibt es beim Voltigieren auch als Spitzensportlerin kaum etwas. Für die Vorbereitung auf meine letzte WM in Bern habe ich nun aufgehört zu arbeiten. Umso mehr geniesse ich es, für einmal nur Sportlerin zu sein.»
Mit dem Voltige-Team Lütisburg haben Sie ein Crowdfunding lanciert. Mit Erfolg?
«Ja, auf jeden Fall. Über die tolle finanzielle Unterstützung sind wir sehr glücklich.»
Was erhoffen Sie sich von der WM-Teilnahme vor heimischem Publikum?
«Dass ich die WM voll auskosten, die Momente bewusst aufsaugen und geniessen kann. Die Stimmung in diesem für uns ungewöhnlich grossen Stadion (Postfinance Arena), die vielen Freunde und die Familie im Publikum – all das wird einzigartig sein. Natürlich möchte ich auch für die Schweiz die eine oder andere Medaille holen.»
Und wie geht es nach Ihrem Rücktritt vom Spitzensport weiter?
«Spannend, denn vieles ist für mich noch ganz offen. Ich möchte mich noch einmal bewusst mit meinen beruflichen Wünschen und Zielen auseinandersetzen. Privat freue ich mich darauf, etwas flexibler zu sein und mehr Zeit für Ferien, die Familie und Freunde zu haben. Sportlich bleibe ich zweifellos aktiv, denn nur herumsitzen ist nicht mein Ding.»
Erika Pulfer
Der Countdown läuft!
Vom 16. bis 21. Juli wird Bern (Postfinance Arena) zum Zentrum der Voltige-Welt, wenn die Voltige-Weltmeisterschaften der Elite sowie die Europameisterschaften Nachwuchs stattfinden.