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Von Brettern und Orten, die die Welt bedeuten

Yannick beim Auftritt auf der Bühne

Die Familie Bittencourt-Bausilio hat ihr Leben dem Tanz und den Bühnen dieser Welt verschrieben und ihrer Wahlheimat Vechigen, wo sie ihre Leidenschaft in ihrer Ballettschule an eine neue Generation von Tänzerinnen und Tänzern weitergibt.

Es gibt keinen Dezember ohne Aufführungen eines der populärsten Ballettstücke aller Zeiten und dieses Jahr war es auch als Adaption im Bärensaal in Worb zu sehen: Tschaikowskys Nussknacker. Damit dieses und andere klassische und zeitgenössische Werke einstudiert und präsentiert werden können, ist eine fundierte Tanzausbildung unerlässlich. Mit der AS Ballett GmbH in Boll engagiert sich Familie Bittencourt-Bausilio, die gleich in zwei Generationen auf den grossen Bühnen dieser Welt getanzt hat, und gibt ihr Können mit viel Herzblut an Kinder und Erwachsene weiter.

Ballett als Familientradition
Während für die meisten Ballett eine schöne Freizeitbeschäftigung und Lebensschule darstellt, träumen andere von der grossen Karriere auf der Bühne, den Durchbruch schaffen allerdings nur die wenigsten. Daher ist es besonders bemerkenswert, dass bei Familie Bittencourt-Bausilio nicht nur die Eltern, sondern auch beide Söhne als Profitänzer international Erfolge feierten.

Die Eltern
Aber gehen wir der Reihe nach: Schon als junges Mädchen begann die heute 70-jährige Sônia Melo Bittencourt-Bausilio zu tanzen. In Brasilien geboren und aufgewachsen, wurde sie Mitglied des Balletts der Stadt São Paulo und zog als junge, preisgekrönte Tänzerin nach Genf und anschliessend nach Bern, wo sie in zahlreichen klassischen und zeitgenössischen Produktionen auftrat. Auch Alfonso Bausilio legte eine beeindruckende Laufbahn hin. In Italien aufgewachsen und von renommierten Ballettgrössen ausgebildet, tanzte er unter anderem als Solist beim Ballet Royal de Wallonie (Charleroi) in Belgien, am Teatro dell’Opera di Roma und war acht Jahre als Tänzer am Stadttheater Bern tätig. Hier am Stadttheater war es denn auch, dass sich die beiden kennen- und lieben lernten.

Neue Schule, neue Heimat
1996 gründeten die mittlerweile verheirateten Sônia und Alfonso ihre eigene Ballettschule. 2004 zogen sie gemeinsam mit ihren beiden Söhnen Yannick und Giuseppe nach Boll und bauten hier ihre Ballettschule, die AS Ballett GmbH, weiter auf.

Ballett zweiter Generation
Rasch zeigte sich, dass beide Jungs das Talent ihrer Eltern geerbt hatten. Mit 13 Jahren wurde Sohn Yannick an der Ballettschule der Pariser Oper aufgenommen. Nach einigen Monaten kehrte er wegen Heimweh nach Hause zurück, doch mit 15 Jahren ging er erneut nach Paris. Mit 16 Jahren erhielt er ein Stipendium für die Royal Ballet School in London. Es folgten Jahre einer bemerkenswerten Karriere mit Engagements und Hauptrollen in New York, Paris und Zürich, bevor Yannick letztes Jahr gemeinsam mit Ehemann und Tänzer Gregory Dominiak nach Bern zurückkehrte. Heute ist der 37-Jährige als Co-Direktor und Ballettlehrer dort tätig, wo alles begann – nämlich im Ballett-
Familienbetrieb in Boll. 

Durchbruch am Broadway
Auch aus dem jüngeren Bruder Giuseppe wurde ein gefeierter Künstler. Mit seiner Rolle als «Billy» im Musical Billy Elliot gelang ihm der grosse Durchbruch in Chicago und kurze Zeit später in New York am Broadway, wo er in insgesamt 8 Produktionen und ebenso in Film- und Fernsehprojekten mitwirkte. Nach wie vor ist der heute 28-jährige Giuseppe in den USA tätig, wird dieses Jahr jedoch für einmal die Festtage in der Schweiz verbringen. Ebenso ist Alfonsos Tochter Simona zugegen, die gerade von einer Weltreise zurückgekehrt ist. Sônia Bittencourt-Bausilio freut sich sehr: «Es ist vermutlich 20 Jahre her, seit wir das letzte Mal alle zusammen Weihnachten verbringen konnten. Nun ist die Familie vereint!»

Aufführung in Worb
Auf die Frage der Bantiger Post hin, ob es denn nicht schwierig sei, wenn so viele Künstlerpersönlichkeiten aufeinandertreffen, lacht Mutter Sônia und meint: «Ja, ab und zu kann es bei uns schon etwas hitzig zu- und hergehen. Jeder hat seine Meinung, die er einbringt, was aber auch eine Bereicherung ist. Wir halten zusammen und unterstützen uns gegenseitig». Somit ist klar, dass auch der soeben aus den USA angereiste Bruder Giuseppe bei der Aufführung der AS Ballettschule letzten Samstag in Worb mit anpackte. Denn ob Broadway, Pariser Oper oder Bärensaal Worb: Jeder Auftritt auf den Brettern, die die Welt bedeuten, ist der Familie eine wichtige Herzensangelegenheit.

Corinne Fischer

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