Im Bioladen Oberfeld verbinden Guillaume und Rie Cabassu Umweltbewusstsein und Nachbarschaft
Bewusst einkaufen allein genügte ihnen nicht. Guillaume und Rie Cabassu wollten ihren Überzeugungen Gewicht geben. Der Umzug ins Oberfeld in Ostermundigen und die Eröffnung eines Bioladens wurden für sie zur konkreten Antwort auf drängende Umweltfragen.
Ein Ort voller Ideen
Das Oberfeld in Ostermundigen ist vielfältig bebaut. Eine der jüngeren Siedlungen ist eine autofreie Holzsiedlung nach Minergie-P. Rund hundert Parteien leben hier in einer Genossenschaft, die stark auf Gemeinschaft setzt. Viermal im Jahr wird gemeinsam angepackt, ob beim Pflegen des Komposts, beim Schneiden der Bäume oder beim Reinigen der Wege. In diesem Umfeld konnte die Idee eines Bioladens wachsen und sich zu einem Treffpunkt entwickeln. Wichtig ist auch, sie führen den Laden nur nebenbei, parallel zu ihrem eigentlichen Beruf. Für sie ist er mehr Herzensprojekt als Arbeit.
Vom freien Zimmer zum offenen Laden
Als ein Raum frei wurde, nutzten die Cabassus die Chance für ein Experiment. Kein Geschäft im klassischen Sinn, sondern ein Ort, an dem ökologisches Einkaufen möglich ist und soziale Kontakte entstehen. Wer beim Kochen plötzlich merkt, dass eine Zutat fehlt, kann dank persönlichem Code jederzeit einkaufen gehen. Diese Freiheit hebt den Laden deutlich von herkömmlichen Angeboten ab.
Bio, fair und lokal
Im Zentrum stehen Bioprodukte, ergänzt durch Fairtrade und wo sinnvoll, durch regionale Angebote. Wichtig ist, dass «lokal» nicht auf Kosten der Umwelt geht. Deshalb gilt, lieber Bio aus dem Ausland als Pestizide vor der Haustür. Schweizer Biolabels wie Demeter und Bio Suisse haben Priorität, auch wenn sie teurer sind. Auffällig ist die Beschriftung im Laden, «Nicht Bio» steht dort, wo andere Geschäfte «Bio» schreiben. Damit soll klar sein, dass die Ausnahme die Regel kennzeichnet, alles andere ist selbstverständlich biologisch.
Klein, vielseitig und lebendig
Das Sortiment ist bewusst klein gehalten, aber vielfältig. Es gibt wenig von allem, dafür eine breite Auswahl. Lokaler Honig, Bier, Kaffee aus dem Emmental aber auch vegane und glutenfreie Produkte finden Platz. Bestseller wie Säfte für Kinder oder Müsli zum Abpacken bleiben, doch immer wieder probieren die Cabassus Neues aus. Diese Freiheit bereitet ihnen besondere Freude. Der Laden soll nicht nur versorgen, sondern auch inspirieren.
Gemeinschaft und Verantwortung
Alle, die im Laden mitarbeiten, tun dies freiwillig. Dabei geht es nicht nur ums Verkaufen, sondern auch um Begegnungen. Familien kommen ins Gespräch, Kinder entdecken gesunde Alternativen. Produkte, die nicht mehr lange haltbar sind, werden unter den Helfenden verteilt, damit möglichst wenig verloren geht. Workshops wie das Fermentieren ergänzen das Angebot und machen den Laden zu einem Ort des Austauschs. Wichtig ist den Cabassus, dass das Geld in die richtigen Kanäle fliesst, zu Bioproduzenten oder in die Genossenschaft, nicht in anonyme Handelsketten.
Mehr als ein Einkauf
Was als Versuch begann, ist heute fester Bestandteil des Oberfelds. Der Bioladen zeigt, dass nachhaltiger Konsum Freude machen kann, wenn man ihn gemeinsam lebt. Für viele ist er längst mehr als ein Laden – er ist Teil der Nachbarschaftskultur geworden.
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Infobox
Der Bioladen steht nicht nur den Bewohnerinnen und Bewohnern der Siedlung offen, auch externe Kundinnen und Kunden sind willkommen.
Adresse: Lindenweg 16, 3072 Ostermundigen (Gebäude A2.E.2)
Öffnungszeiten:
Mittwoch, 17.00 – 19.00 Uhr
Freitag, 17.00 – 19.00 Uhr
Mehr Informationen:
http://oberfeld.bioladen.mochibe.ch/de/kontakt.html