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Ihr Bantiger Post Team

40 Tonnen Frauenpower

Mit diesem Sattelschlepper ist Julia Althaus oft auch international auf Achse

Am 9. November 2023 ist Nationaler Zukunftstag, mit dem Ziel, dass Jungen und Mädchen -praxisnah Einblicke in Berufe und Arbeitsbereiche erhalten, in denen ihr Geschlecht bisher untervertreten ist. Die Bantiger Post durfte Julia Althaus in ihrer Fahrerkabine besuchen und mit ihr über ihren Berufsalltag als Lastwagenchauffeuse sprechen – ein Job, der immer noch mehrheitlich von Männern ausgeübt wird.

Ein riesiges Gefährt von einem Sattelschlepper fährt heran, wendet und fährt rückwärts ziel-genau und mit beeindruckender Präzision an eine Laderampe. Der Motor geht aus, die Fahrertür öffnet sich und eine junge Frau klettert geschickt aus der rund 2 Meter hohen Fahrerkabine auf den vom Regen genässten Betonbelag. Freundlich grüsst mich Julia Althaus, die an diesem Tag mit ihrem 40-Tönner im Mittelland unterwegs ist, um Gemüsepaletten zu verladen, von A nach B zu transportieren und am Ziel angekommen, wieder zu entladen. 

Berufsfindung
Die in Ostermundigen aufgewachsene 23-Jährige stammt aus einer Lastwagenchauffeur-Familie. Ihre Onkel sind LKW-Chauffeure und früher ebenso der Vater. Entsprechend hatte Julia Althaus seit jeher Einblick in das Metier. Es war zwar nicht von klein auf ihr Traum, selbst einmal Lastwagen zu fahren, als sie sich dann aber als Teenager mit der Berufswahl auseinandersetzte, wurde ihre Leidenschaft für diesen Beruf geweckt. Von den Eltern wurde sie dabei von Beginn weg unterstützt und so absolvierte sie nach der offiziellen Schulzeit ihre Lehre als Strassentransportfachfrau EFZ.

Vielfältige Ausbildung
2016 startete Julia Althaus ihre 3-jährige Lehrzeit und konnte -bereits 2017 die LKW-Prüfung -absolvieren. Neben dem Fahren zählen zahlreiche Tätigkeiten wie die Organisation des Transports, die Planung der Route, der Umgang mit Transportdokumenten, das Laden und Sichern, die Warenlieferung und -kontrolle und die Instandhaltung der Fahrzeuge zu den täglichen Aufgaben. Re-parieren oder Reifen wechseln muss die Transportfachkraft nicht selbst, jedoch ist es gemäss Julia Althaus Ehrensache, dass man kleinere Reparaturen selbst beheben kann. Welche Eigenschaften es für ihren Beruf benötige? «Leidenschaft und Interesse. Und sehr viel Freude», antwortet die Berufscamionneurin überzeugt. 

Gute Akzeptanz
Körperlich ist die Chauffeurarbeit auch für weniger starke Männer und Frauen gut zu bewältigen. Die männlichen Berufskollegen sind zwar nach wie vor in der Überzahl, steigt eine Frau aus der Fah-rerkabine, fällt heutzutage aber schon längst keine Kinnlade mehr runter und die Frauen werden von ihren männlichen Berufskollegen in der Regel als gleichwertige, kompetente Teammitglieder angesehen, ohne sich ständig beweisen zu müssen.

«Liebst du deine Arbeit, liebst du dein Leben»

Julia Althaus

Auf die Frage, was ihr an ihrem Beruf besonders gefalle, fangen die Augen der motivierten Strassentransportfachfrau an zu leuchten: Ihr gefalle die Ruhe. Und gleichzeitig die grosse Kollegialität sowie die vielen Freundschaften, die sich bei der Arbeit -ent-wickeln. Julia Althaus, die internationale Routen bis nach Holland oder ins Südtirol fährt, ergänzt: «Ich begegne bei meiner Arbeit so vielen schönen Orten, die man im Büro nie sehen -würde.» Klar, der Arbeitsalltag ist auch streng und anspruchsvolle Verkehrssituationen und gestresste Autofahrende erfordern einiges an Gelassenheit. Für Julia Althaus, die als Ausgleich in ihrer Freizeit beim Jodlerklub Frohsinn Ostermundigen jodelt, ist ihr Beruf dennoch «einfach schön».

Corinne Fischer

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